Das sagenumwobene Diamanten-Sperrgebiet in Namibia - Teil 1

Das sagenumwobene Diamanten-Sperrgebiet in Namibia - Teil 1

Zahlreiche Erzählungen und Gruselgeschichten ranken sich um das Diamanten-Sperrgebiet im Südwesten Namibias. Geisterstädte in der Wüstenlandschaft und ein bis vor wenigen Jahren bestehendes absolutes Zutrittsverbot schufen einen Mythos, regten die Fantasie der Menschen an. Wir haben etwas näher hingeschaut, denn heute ist der Tsau-//Khaeb--(Sperrgebiet)-Nationalpark zumindest teilweise für Touristen zugänglich.

An der Grenze zwischen Lesotho und Südafrika liegen die Drakensberge. Das Gebirge entstand vor rund 180 Millionen Jahren, als es im südlichen Afrika viele aktive Vulkane gab. Dadurch konnten in 150 km Tiefe unter großer Hitze und hohem Druck Diamanten entstehen und durch die Vulkane an die Erdoberfläche gelangen. Der Oranje-Fluss hat seine Quelle in den Drakensbergen. Über Millionen von Jahren schmirgelte der Fluss das Gestein zu Sand und wusch die Diamanten aus. Beides beförderte er über 2.000 km weit bis zur Atlantikküste. Die Meeresströmung (Benguelastrom) setzte den Transport nach Norden fort. Sand und Diamanten lagerten sich entlang der Küste ab. Als das Meer sich zurückzog, wurden die Steine von Wind und Wellen an die Oberfläche gebracht und im Wüstensand verteilt. Nur die lupenreinsten Steine überstanden diesen weiten Weg aus den Drakenbergen in die Wüste, ohne zu zerbrechen. Darum gelten Diamanten aus Namibia als besonders hochwertig und sind für die Schmuckherstellung sehr begehrt.

 

Vulkane, Pollen und Diamanten

Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts wurde in Deutsch-Südwestafrika das Eisenbahnnetz ausgebaut. Dorthin ließ sich der Bahnbeamte August Stauch versetzen. Er hatte in Deutschland sehr unter seiner Pollenallergie und Asthma gelitten. In der Wüste Namib dagegen gibt es keine Pollen. Eine kluge Entscheidung des Eisenbahners, wie sich bald zeigte. Stauch war verantwortlich für einen 9 km langen Streckenabschnitt namens Grasplatz. Dort wuchsen zwar ein paar spärliche Wüstenpflanzen, aber dennoch versuchte die Namib immer wieder, die Schienen "zu verschlingen". Stauch sollte die Gleise von Sand freihalten, damit die Strecke befahrbar blieb. Seinen Gehilfen Zacharias Lewalla hatte der Hobby-Mineraloge angewiesen, ihm auffällige Steine zu zeigen. Im April 1908 brachte Lewalla einen besonderen Stein zu Stauch. Dessen erster Verdacht erhärtete sich bei einem Ritztest an seiner Armbanduhr. Ein Geologe in Swakopmund bestätigte, dass es sich um einen Diamanten handelte.

 

Kolmanskop

Stauch kündigte bei der Deutschen Reichsbahn, erwarb stattdessen Claims und Schürflizenzen in der Nähe von Kolmanskop und gründete seine eigene Mineralgesellschaft. Wenige Monate später bestätigten die Behörden in Deutschland den Diamantenfund. Der 300 km lange und 100 km breite Küstenstreifen wurde zum Sperrgebiet erklärt. Bereits 1910 gab es 63 Diamantengesellschaften in Lüderitz. 1912 kamen 20 Prozent der weltweit geförderten Diamanten aus den Schürffeldern von Kolmanskop. Stauch wurde Millionär, verlor jedoch während der Weltwirtschaftskrise 1931 sein Vermögen und starb 1947 verarmt in Deutschland. Noch heute zählt Namibia zu den zehn größten Diamantenproduzenten der Welt. Die Diamantenförderung des Landes hat sich mittlerweile zu einem Großteil ins Meer verlagert. 2021 wurden rund 1,1 Millionen Karat im Atlantik und 400.000 Karat an Land gewonnen. Die verbliebenen Diamantenminen sind gut gesichert, sodass interessante Orte des Sperrgebietes heute teils mit, teils ohne Genehmigung besucht werden können.

Fotos: Claudia & Wynand du Plessis | https://www.nashorn-nirwana.de/ | https://www.namibia-lovers.com/



Copyright © NamShop